„Wir schenken uns ja nichts!“

Die Sache mit dem Schenken.

Bald ist sie da, die wunderbare Zeit des Schenkens. Päckchen mit schönen Schleifen, liebevoll geschmückte Präsente und herzliche Karten verteilen wir an unsere Lieben. Bei so viel Nächstenliebe kann ja gar nichts schiefgehen, könnte man meinen. Ganz im Gegenteil, lautet meine Antwort darauf. Denn Schenken hat nicht nur mit Zuneigung zu tun, sondern auch mit Höflichkeit, Respekt, Aufmerksamkeit und manchmal auch mit einer Pflicht.

So unbeschwert lässt sich der schöne Brauch also gar nicht abtun. Zu viel oder zu wenig zu schenken kann beim Beschenkten schnell ein ungutes Gefühl hervorrufen. Bekommt man ein unangemessen großzügiges Präsent, ist Unsicherheit die Folge, erhält man hingegen ein Präsent, das viel kleiner ist, als erwartet, so empfindet man Enttäuschung. Auch der Schenkende trägt hier seine Verantwortung: den Eindruck, den er mit dem Mitgebrachten im falschen Wert macht, reicht von angeberisch bis geizig.

Das ist es doch, was wir auf beiden Seiten beim Schenken am wenigsten möchten. Schenken soll Freude bringen, Dank ausdrücken, glücklich machen und auf gegenseitiger Wertschätzung beruhen. Wenn Sie sich das nächste Mal fragen, was in welcher Situation angebracht ist, helfen Ihnen vielleicht meine folgenden Tipps:

Wir schenken uns nichts!

Unbedingt dran halten. Sind Sie sich einig, auf gegenseitiges Schenken zu verzichten, dann ist es wichtig, dass sich beide Seiten daran halten. Wenn Sie nun denken „Ach, aber so eine Kleinigkeit …“ und sei es auch nur ein kleines Blümchen, das Sie trotzdem überreichen, bringen Sie Ihr Gegenüber in Verlegenheit. Denn wahrscheinlich hat er oder sie sich an die Verabredung gehalten. Er / sie wird sich vielleicht über Ihre „Kleinigkeit“ freuen, aber sich zu schämen, selbst mit leeren Händen dazustehen, ist das negativere und leider auch dominante Gefühl in dieser Situation. Sie hätten also etwas angerichtet, das Sie so nicht vorhatten und aus dem ursprünglich nett gemeinten Gedanken ist eine echte Unhöflichkeit geworden. Ähnlich verhält es sich auch, wenn Sie ein viel zu üppiges Präsent überreichen. Ihre Großzügigkeit kann dann statt Anerkennung auch Missgunst mit sich bringen. Der wahre Wert eines Geschenkes liegt ohnehin in seiner Bedeutung.

Eine Kleinigkeit als Dank

Sie sind zum Essen eingeladen, ohne dass ein Geburtstag oder ähnliches gefeiert wird. Nun fragen Sie sich, ob, und wenn ja was Sie den Gastgebern mitbringen dürfen. Schließlich möchten Sie nicht als einzige mit bzw. ohne Präsent dastehen und so auffallen. Bei einer Einladung zum Essen bietet es sich – passend zum Thema – stets an, eine Flasche Wein mitzubringen. Natürlich sollte diese neu gekauft und nicht aus dem eigenen Keller geholt werden. Staub auf Weinflaschen hat im übrigen nur etwas in englischen Krimis zu suchen und rein gar nichts mit dem angeblich „guten alten Tropfen“ zu tun. Wählen Sie den Wein nach den Vorlieben der Gastgeber oder nach Empfehlungen aus – ob rot oder weiß und ob er folglich zum Menü passt, ist unerheblich, weil er an diesem Abend gewiss nicht geöffnet wird. Wein als Präsent ist schließlich nicht dazu da, um von den Gästen nach dem Motto „Wir haben unseren Lieblingswein gleich mitgebracht!“ selbst getrunken zu werden. Wenn Sie sich die Auswahl eines Weins nicht zutrauen, liegen Sie mit guten Pralinen oder frische Blumen nie falsch.

Danke sagen und lächeln!

Rentierpulli. Das ist unser Synonym für Geschenke, die lieb gemeint sind, aber absolut daneben liegen. Und was machen wir dann? Wenn uns die blumig bemalte Porzellanschüssel nicht gefällt? Wenn wir das fünfte Paar Weingläser mit kleinem silbernen Tablett in der Hand halten, das zu keinem anderen Paar passt? Dann lächeln wir und sagen Danke! Natürlich! Denn es gibt nur eine Sache, die schlimmer ist, als ein vielleicht nicht perfekt getroffenes Geschenk: Den Schenkenden zu enttäuschen, im schlimmsten Fall bloßzustellen. Das bedeutet auch, dass Sie unter keinen Umständen fragen, ob der Kassenbon noch für einen Umtausch greifbar ist. Geschenke werden angenommen. Punkt. Und Ihre Freude sollte ehrlich sein – nicht aufgesetzt, nicht übertrieben, nicht ironisch.

Geschenke sind Werte

Zu guter letzt bleibt zu erwähnen, dass ein Geschenk natürlich in eine Verpackung gehört, die seinen Wert nicht übersteigt, aber unterstreicht. Eine schöne Schleife, schönes Papier und natürlich eine Karte mit selbst geschriebenem Gruß (vergessen Sie auch ein Datum nicht), sind die besonderen i-Tüpfelchen. Viele regionale Geschäfte machen es uns hier übrigens vor: Sie verpacken Gekauftes so schön, dass man es am liebsten selbst behalten würde.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen eine entspannte Adventszeit, schöne Bescherungen und viel Freude beim Schenken.


Birte Steinkamp
Zert. Trainerin für Business-Etikette

birtesteinkamp@die-kniggetrainerin.de