Mit Anstand am besten / Podcast-Blog

Mit Anstand am besten

"Knigge mit Herz und Köpfchen und mit Anstand am Besten! Mein Name ist Birte Steinkamp und heute gibt’s was Neues!"

Heute, am 11.01.2022, ist mein Podcast „Knigge – Mit Herz und Köpfchen“ schon 21 Monate alt. Das klingt fast, als würde ich von einem Baby sprechen. Nun, ein wenig fühlt es sich auch so an. Mein Podcast-Baby, mit dem ich – wie viele andere auch – mit Beginn der Corona-Pandemie gestartet bin, im Gegensatz zu einigen dieser vielen anderen aber bis hierher nicht aufgegeben habe. Und das liegt an Ihnen! An meinen Hörerinnen und Hörern. Nur, weil Sie sich gern von mir erzählen lassen, wie das denn nun geht mit dem Benehmen und der Etikette, in heiklen Situationen aber auch im ganz normalen Alltag – ich denke da zum Beispiel an die sehr erfolgreiche Folge über Supermarkt-Knigge – ja, nur deswegen lande ich immer mal wieder und vor allem immer regelmäßiger in den offiziellen iTunes-Podcast-Charts in den Rubriken Karriere und Erfolg. Und das nicht nur in Deutschland, sondern bis in die Schweiz und nach Österreich. Dafür danke ich Ihnen allen von Herzen!

Außerdem hätte ich ohne Sie und überhaupt ohne die vielen Menschen, die mir selbst begegnen, die mich zum Schmunzeln, zum Kopfschütteln oder auch zur Bewunderung animieren, gar kein Futter für diese Folgen. Also hören Sie nicht auf, sich einzumischen und mir zu schreiben (post@birtesteinkamp.de): Themenwünsche, Fragen oder einfach ein „Frau Steinkamp, wie geht eigentlich XY“ sind jederzeit herzlich willkommen! Wenn Sie mich darüber hinaus bei meinem Podcast unterstützen möchten, können Sie neben dem regelmäßigen Hören, Teilen und Weitersagen meiner Folgen auch eine Rezension bei iTunes schreiben und – ganz neu – auch bei Spotify (sofern Sie mindestens 30 Sekunden einer Folge gehört haben). Auch darüber freue ich mich sehr!

Neues Jahr – neues Motto

Nun aber Schluss mit Werbung und Rückblick und hinein in mein erstes Thema für 2022. Denn – Trommelwirbel – es gibt etwas Neues! Aufmerksame unter Ihnen haben es vielleicht schon am Cover bemerkt: Mein Podcast hat sich optisch etwas verändert und hat einen leicht veränderten Namen, beziehungsweise eine neue Unterzeile. Aber keine Sorge, geht es weiter um mein Kernthema Knigge, aber ich mache Schluss mit „Herz und Köpfchen“ – selbstverständlich nicht in meiner Haltung und meiner Art des Umganges mit anderen Menschen – aber im Untertitel meines Podcasts. Denn mein neuer Claim lautet „Mit Anstand am besten!“ Und diesen werde ich ab sofort auch für meinen Podcast nutzen. Ich hab es schon auf Instagram angedeutet, ein paar Stories dazu gemacht, sogar meine Weihnachtskarten extra mit diesem Spruch stanzen lassen und was Sie bereits aus all meinen Folgen kennen: Ich beende ohnehin jeden Impuls mit der Aufforderung „Bleib anständig!“.

„Mit Anstand am besten“ ist der Satz, der mich selbst ständig begleitet und weiterhin begleiten soll. Nicht, weil es gerade jetzt zum Jahresstart wieder um die guten Vorsätze geht, die uns übers Jahr entweder an unsere Grenzen bringen oder die wir schon nach einer Woche wieder ad acta legen, sondern weil die Bedeutung über typische Kalendersprüche oder banale Vorhaben wie „ich nehme ab“ oder „höre mit irgendeiner schlechten Gewohnheit auf“ hinausgeht. „Mit Anstand am besten“ ist langlebig, anhaltend, stetig. Ich persönlich verbinde damit sehr viel und vor allem sehr viel Positives:

• Mit Anstand kommen wir am besten miteinander aus
• Mit Anstand fällt Höflichkeit viel leichter
• Mit Anstand sind wir eher bereit, unseren Blick auf unser Gegenüber zu richten und dessen Ansprüchen gerecht zu werden,

anstatt ausschließlich auf unsere eigenen.
• Mit Anstand balancieren wir besser durch unangenehme Situationen
• Mit Anstand fallen alltägliche Entscheidungen positiver aus
• Mit Anstand geben wir Streit seltener eine Chance
• Mit Anstand haben wir mehr schöne Momente
• Mit Anstand sind wir einfach die beste Version von uns selbst

Anstand ist etwas Gutes

Wenn Sie sich fragen „Welches Verhalten wäre jetzt das richtige / angemessene / sinnvolle“, dann sind Sie mit der anständigen Verhaltensvariante immer auf der guten Seite.

Es gibt Fragen in meinen Seminaren oder im (Personal Brand) Coaching, die auch ich nicht nach Etikettestandard beantworten kann. Es sind Fragen zu Situationen, die verunsichern, die kein klar richtiges oder falsches Verhalten verlangen, sondern eher ein geschicktes beziehungsweise angemessenes Verhalten. Situationen, in denen das eigentlich richtige Verhalten vielleicht nicht möglich ist. Und genau dann spielt Ihr ganz eigener Anspruch an ein anständiges Miteinander eine Rolle und auch der Anspruch, den Sie Ihrem Gegenüber unterstellen. Zum Beispiel wissen Sie, dass Sie stets den Ranghöchsten einer Gruppe zuerst begrüßen. Nun steht dieser aber auf einem engen Flur am weitesten von Ihnen entfernt, Ihnen am nächsten stehen sein Assistent und die Praktikantin. Etikette um jeden Preis? Nein – sich an den beiden Begleitern vorbeizudrängeln, um dem Chef zuerst die Hand zu reichen, wäre nicht elegant. Sie brechen also die Regel der korrekten Reihenfolge, machen etwas augenscheinlich „falsch“, um insgesamt eine für alle Beteiligten angenehme Atmosphäre beizubehalten, in der niemand links liegen gelassen wird.

 

Oder zu Tisch: Sie haben Gäste eingeladen und bereits eine Tischordnung im Kopf, die neue Bekanntschaften, harmonische Begegnungen und gute Gespräche garantiert. Nun sind Sie einen kurzen Moment unaufmerksam und Ihr guter Freund Anton setzt sich just auf den Platz, den Sie schon für Ihre alte Schulkameradin ausgesucht hatten. Was tun? So unaufmerksam das von Anton auch ist, selbstverständlich lassen Sie ihn dort sitzen und scheuchen ihn nicht mit einem „Sorry, hier sitzt aber schon die Annette“ auf den schlechteren Platz an der Tür. Damit nämlich würden Sie ihn in Verlegenheit bringen, deutlich seine Unwichtigkeit an diesem Abend unterstreichen und dafür sorgen, dass er sich alles andere als wohl und willkommen, nämlich eher überflüssig fühlt. Ist das anständig? Nein! Genau so wenig, wie Müll im Einkaufswagen zu hinterlassen, so dass wir manchmal mit fremden Kassenbons, Verpackungsresten oder gar benutzten Taschentüchern durch die Gänge schieben. Anstand begegnet uns also überall: Im Kreise der Chefetage, am schön gedeckten Tisch und im Supermarkt. Unzählige Bühnen für Sie, Anstand zu trainieren.

Neuer Anstand? Ich nenne es Anstand 2.0

Seit fast zwei Jahren hat der Begriff Anstand auch im Zuge unseres Miteinanders ein echtes Comeback hingelegt. Plötzlich gibt es den Ausdruck „Abstand ist der neue Anstand“. Und wenn Sie mir auf Instagram folgen und auch meine ersten Podcastepisoden kennen, dann wissen Sie, dass mir dabei wirklich die Hutschnur hochgeht. Zum einen war Abstand – also dem anderen Raum zu geben – schon immer anständig und nicht erst, seitdem es da ein Virus namens Covid 19 gibt, zum anderen gibt es keinen „neuen Anstand“. Was soll das sein? Es gibt doch keine Überarbeitung, wie wir gut miteinander umgehen. Werte, die gut sind, die eine positive Absicht inne haben, waren schon immer wichtig für Anstand und werden das auch bleiben. Rücksichtnahme, Aufmerksamkeit, Höflichkeit, Respekt aber auch Bescheidenheit und sich selbst Zurücknehmen fallen mir dazu ein.


Aber vielleicht gibt es so etwas wie einen Anstand 2.0? Eine Weiterentwicklung. Eine Art Anstand, der sich an unsere heutige Gesellschaft, die so unheimlich schnell ist und auf Tempo macht, anpasst und uns wieder ein wenig erdet? Ich meine das wie folgt: Unser Miteinander verändert sich, und ja, es gibt Gesten und Reaktionen, die früher einmal höflich waren und heute eher belächelt werden (was übrigens schade ist, denn das Zurechtrücken eines Stuhls oder das Öffnen einer Autotür für andere wird immer seltener) und es gibt auch Gesten, die wir heute brauchen, die es früher noch nicht geben konnte (zum Beispiel das Smartphone während eines Gespräches zur Seite zu legen).

 

Aber im Grunde ist Anstand geblieben, was er schon immer war: ein rücksichtsvolles, emphatisches Verhalten, das voraussetzt, dass wir bereit sind, uns in die Lage des anderen zu versetzen und zu antizipieren, was er oder sie gerade braucht. Ich würde sogar noch weitergehen und sagen: Sich anständig zu verhalten, bedeutet, stets im Blick zu haben, dass eine Situation unfallfrei abläuft. Niemanden in Verlegenheit zu bringen, niemanden bloßzustellen, niemandem vor den Kopf zu stoßen – es ist so manches Mal eine besondere Herausforderung, diesen Anspruch über sein eigenes Wohl zu stellen. Und damit bin ich beim Anstand 2.0: Während sich Anstand früher weitestgehend an gesellschaftlichen Normen und Erwartungen orientieren konnte, brauchen wir heute mehr für ein anständiges Miteinander. Heute, wo wir 24/7 erreichbar sind, wo wir Kaffee gehend trinken anstatt sitzend (eine Eigenart, die ich wohl nie nachvollziehen werden kann), heute, wo sich Dazugehören und Gemeinschaft oftmals in der äußerlichen Anpassung ausdrückten (keine Markenklamotte – keine Clique!), da braucht Anstand wieder den Mut für mehr Individualität und Selbstsicherheit. Anständig sein, ohne in der Excel-Tabelle nachlesen zu können oder zu müssen, was jetzt „richtig“ wäre, sich also auf sich selbst und die eigene gute Absicht zu verlassen – das ist Anstand 2.0. Anstand heute braucht eine ordentliche Portion Selbstreflexion.

Sehen Sie Anstand als Wert

Ist es wirklich anständig, jeder neu definierten, der Digitalisierung und Globalisierung geschuldeten Regel zu gehorchen, die letztendlich nur besteht, weil wir mittlerweile eine extrem hohe Erwartungshaltung aneinander haben und uns damit gegenseitig gar unter Druck setzen? Anstand 2.0 braucht mehr Verständnis und Wohlwollen. Warum schalten so viele WhatsApp-Nutzer die „gelesen“- und „zuletzt online-„ Anzeige aus? Nicht aus Geheimniskrämerei, sondern aus Selbstschutz. Weil sie wissen, dass die zwei kleinen blauen Haken beim Gegenüber dafür stehen, dass sie sofort antworten müssen. Sofort! Dass beim anderen direkt diese extreme Erwartungshaltung ist. „Du hast meine Nachricht gelesen, ich hab jetzt Zeit, also antworte gefälligst!" Wie schade! Warum ist da so wenig Verständnis? So wenig Raum? Wenn wir so viele Fans von „Abstand ist der neue Anstand“ haben, warum endet die Interpretation dieses Claims an der Smartphonetastatur?  

Ja, es ist anständig, anderen zu antworten. Auf Fragen zu reagieren. Jemanden nicht warten zu lassen. Wer anständig ist, vermag die ethisch-moralischen Erwartungen an das richtige Benehmen zu erfüllen. Aber aus meinen Augen eben nicht krampfhaft. Nicht nach Liste. Mein Appell an Sie lautet: Setzen Sie den Maßstab eines anständigen Verhaltens nicht anhand anstrengender, manchmal unsinniger Regeln, sondern anhand dessen, was Ihr Gegenüber oder die Situation braucht, damit Sie sich beide wohlfühlen.

Wer anständig ist, begegnet anderen mit grosser Aufmerksamkeit und Achtsamkeit. Wenn jemand unanständig ist, dann hat das auch stets ein egoistisches Geschmäckle. Ausschließlich die eigenen Bedürfnisse zu sehen, ist unanständig.

Wenn Sie jemanden sagen hören „Mach das anständig“ – und dieses Satz hören wir am häufigsten, wenn Kinder eine Aufgabe zu erfüllen haben – dann bedeutet das meist „Mach es so, dass es den Zweck erfüllt“ und nicht „Mach es so, dass es Zufriedenheit, Harmonie, Empathie oder auch Rücksicht bedeutet“. Wobei Letzteres jedoch keinesfalls ausgeschlossen ist und in Sachen Anstand sogar sehr hohen Stellenwert hat. Dann nämlich, wenn wir Anstand als eine Art Haltung, als einen Wert betrachten.

Betrachten Sie Anstand als einen unabdingbaren Wert! Sie lesen diesen Blogartikel und hören meinen Podcast, weil Ihnen ein gutes Benehmen wichtig ist. Weil es Sie interessiert, wie man gut und anständig durch Situationen geht. Vielleicht versprechen Sie sich aber auch davon, ein paar Regeln über richtiges und falsches Verhalten zu erfahren. Bekommen Sie. Immer mal wieder. Wozu ich Sie aber noch viel mehr animieren und inspirieren möchte, ist, sich selbst zu vertrauen. Sich selbst und Ihrem Anspruch an ein anständiges Leben, ein anständiges Verhalten, ein anständiges Miteinander. Sie sind ganz sicher nicht auf meinem Blog oder in meinem Podcast gelandet, weil Ihnen andere Menschen egal sind. Im Gegenteil: Sie legen Wert darauf, höflich und respektvoll zu sein und wünschen sich dabei vielleicht diese besondere Eleganz, ein solches Verhalten bei Berücksichtigung aller Regeln und sämtlichem Richtig und Falsch auch noch leicht und mühelos aussehen zu lassen.

Sprezzatura – oder die mühelose Leichtigkeit

Für diesen Anschein müheloser Leichtigkeit gibt es übrigens einen Begriff: Sprezzatura. Dieser Begriff geht zurück auf Baldassare Castiglione, der damit in seinem 1528 erschienenen Werk “Das Buch vom Höfling” jene Fähigkeit beschreibt, selbst Anstrengendes mühelos und leicht wirken zu lassen. Sprezzatura bedeutet, in allem Tun eine gewisse Eleganz an den Tag zu legen, die nichts mit der Perfektion der Sache an sich zutun hat. Es geht also gar nicht um Richtig und Falsch, es geht mal wieder um angemessen und darum, dabei eine gute Figur zu machen.

So sollte es nach Castiglione höchstes Bestreben sein, selbst in einem Anzug nicht affektiert zu wirken. Nicht der Anzug selbst oder dessen zur Schau gestellter Wert sorgen für eine glaubhafte Persönlichkeit, sondern die Art, wie Sie ihn tragen. Oder für die Damen unter Ihnen: Das Glitzer-Pailletten-Kleid mit dem großen Klunker um den Hals ist dann wirkungsvoll, wenn Sie sich darin selbstverständlich und auch ein wenig stolz bewegen und nicht ausschauen wie eine steife Modepuppe.

Äußerliche Perfektion genügt also nicht. Die korrekte Begrüßungsreihenfolge bringt vielleicht ein albernes Hin und Her-Gehampel mit sich, das umgehende Beantworten einer WhatsApp ist zwar artig, aber es kommt ja doch mehr auf den Inhalt an. Was bringt eine Autokorrektur-gebeutelte Antwort auf die Schnelle von unterwegs, wenn sie zwar pünktlich, aber lieblos ist? Wenn sowohl Begrüßung als auch Gruß fehlen? (mein Tipp: Podcastfolge „WhatsApp & Co.) Was wir also stets und immer wieder brauchen, ist die richtige Haltung. Im Anzug genau so wie am Smartphone, am Tisch genauso wie am Einkaufswagen. Anstand 2.0 als Wert.

Dafür möchte ich stehen und dazu möchte ich anregen. Seien Sie mit Anstand die beste Version Ihres selbst!

Für das neue Jahr wünsche ich Ihnen nun, dass Sie sich die Zeit nehmen, zu genau dieser Version zu werden. Dass Sie sich selbst vertrauen und sich selbst zutrauen, das Beste draus zu machen. Damit Sie nicht ständig über Richtig und Falsch nachdenken müssen, sondern sich darauf verlassen können, dass Ihr Anspruch an Anstand genügt, um sich durch knifflige Situationen zu balancieren – dem Chef gegenüber, der besten Freundin gegenüber, dem Kind gegenüber, im Restaurant, im Zug und zuhause am Esstisch mit Gästen. Denn irgendwie führt genau das all meine Tipps in meinen Podcastfolgen zusammen: Mit Anstand am besten!

Danke fürs Lesen,
bis zum nächsten Mal und …
bleiben Sie anständig!


Birte Steinkamp

post@birtesteinkamp.de

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